Freitag, 30. Juli 2010

berührend




















Copyright: Phillip Toledano (aus: "Last days with my father")

Auf meinem Streifzug durch die Buchhandlungen nach einem Ansichtsexemplar von Dennis Hopper's exorbitanten Fotoband ist mir eine kleine Fotoreportage aufgefallen. Phillip Toledano hat die drei letzten Lebensjahre seine dementen Vaters begleitet. Mit der Kamera (aber nicht nur mit der Kamera) nähert er sich seinem Vater an und nimmt gleichzeitig Abschied. Damit entstand das berührende Portrait einer Vater-Sohn-Beziehung.

Ich denke an meinen eigenen Großvater, der ebenfalls an fortschreitender Demenz "litt". "Leiden" ist vielleicht der falsche Ausdruck, denn er schien das selbst gar nicht wahrzunehmen. Meine Großmutter verlor allerdings nach und nach die Stütze ihres Lebens. Ich erinnere mich daran, dass meine Cousine und ich uns von meinem Großvater verabschiedeten, um in die Stadt zu gehen. Er holte umständlich sein Portmonnaie aus der Gesäßtasche hervor, kramte minutelang in den Münzen und gab uns schließlich 10 Pfennig. Komplizenhaft blickte er uns an und sagte: "Macht Euch einen schönen Nachmittag". Das war 1988!

→ Days with my father / Phillip Toledano

Freitag, 23. Juli 2010

zu kurz

























❝Der Blues beschreibt die Sehnsucht einer Frau, nach einem guten Mann.❞
(Janis Joplin)

Donnerstag, 22. Juli 2010

Dienstag, 20. Juli 2010

take it easy, rider!



















Im meiner eher unfreiwilligen Sommerpause habe ich mir vorgenommen, Dinge zu tun, zu denen ich sonst nicht komme, weil ich zuviel zu tun habe. Damit meine ich weniger, die großen Vorhaben, wie zum Beispiel einmal im Leben den Mount Everest zu besteigen, sondern eher ganz Alltägliches. Ihr kennt das alle. Ein Film, eine Ausstellung, ein Konzert – man liest davon, würde gerne hingehen und zwei Minuten später ist es Schall und Rauch.


Seit einiger Zeit schon möchte ich gerne einen Blick in das Fotobuch „Dennis Hopper – Photographs 1961 – 1967“ (TASCHEN) werfen. Hopper hatte in den 60er Jahren viel fotografiert, unter anderem auch für die „Vogue“ und den „Harper’s Bazaar“. Doch wie sich bald herausstellt, ist dieser Wunsch reichlich naiv, denn der Band kostet 750,00 Euro und ein Ansichtsexemplar gibt es natürlich nirgends. Auf der Website des Verlages kann sich der Besucher aber freundlicherweise durch einige Seiten klicken. Der Blick durch das digitale Schlüsselloch in die Hopper-Welt lohnt sich auf jeden Fall.

Viel einfacher dagegen kann ich mein zweites Vorhaben realisieren. Ich gehe in die nächste Videothek und leihe mir "Easy Rider" aus. Der Hippie-Kultfilm steht seit dem Tod von Dennis Hopper im Mai 2010 auf meiner „Unbedingt-Anschauen-Agenda“. Dennis Hopper und Peter Fonda alias Billy (the Kid) und Wyatt (Earp) sind mit ihren Motorrädern unterwegs von Los Angeles nach New Orleans. Unterwegs treffen sie Jack Nicholson alias Georg Hanson. Das ist so grob die Handlung. Der zweite rote Faden lässt sich in einem Satz zusammenfassen „Morgens ein Joint und der Tag ist dein Freund“. Mit jeder neuen Szene entsteht bei mir der Eindruck, dass die drei waren beim Dreh total bekifft waren. Georg Hansons Monolog von den Venusmenschen muss die Initialzündung für die großartige Mehmet-Scholl-Szene in Lammbock gewesen sein! Der junge Nicholson war eine echte Schnitte, meine Damen. Ich habe an dieser Stelle extra einen Screenshot für Euch gemacht!



Mein Eindruck ist gar nicht so falsch. Dennis Hopper stand wohl tatsächlich unter Drogeneinfluss. Gedreht wurde in sieben Wochen mit einem Budget von 500.000 Dollar. Das Drehbuch entstand quasi nebenbei! Doch bereits eine Woche nach Erscheinen im Juli 1969 hatte der Film die Kosten wieder eingespielt. „Easy Rider“ spiegelte das Gefühl einer ganzen Generation wieder. Der Film rettete nicht nur die Firma Harley Davidson vor dem Ruin, sondern veränderte konzeptionell und stilistisch die gesamte Filmbranche.




Donnerstag, 15. Juli 2010

on my way

Ab sofort habe ich einen neuen Lieblingssong, "If I was" von den Young Rebels. Dieses Lied werde ich immer wieder hören können. Ich wippe automatisch im Takt der Gitarre und denke daran meine Siebensachen in den abgewetzten Rucksack zu packen, zum Bahnhof zu fahren und mich in den nächsten Zug zu setzen. Die Rebels auf den Ohren. Das letzte Mal überkam mich dieses Gefühl bei "Society" von Eddie Vedder, dem Soundtrack zu "Into the wild".

Dieser Song gehört zum akutellen Levis-Spot für die
Herbst/Winter Kollektion 2010. Levis hat ja bekanntlich ein gutes Händchen bei der musikalischen Untermalung seiner Werbespots. So auch diesmal!

Mittwoch, 7. Juli 2010

Schreibübung 2




















Das Land von Abu Sir

Vor langer Zeit war der Kaufmann Abu Sir in ferne Länder gereist, um seine kostbaren Waren zu verkaufen. Jeder, der ihn fragte, woher er denn stamme, bat er um etwas Geduld. „Schließe zuerst deine Augen. Du kannst mein Land von hier aus sehen, wenn Du es möchtest.“ Die Neugierigen ließen sich auf die kleine Aufgabe ein.

„In meinem Land flimmert die Hitze unter der afrikanischen Sonne. In der Mittagszeit suchst Du einen der üppigen Gärten auf und legst Dich unter einen schattenspendenden Baum. Der schwere Duft der Bougainvillae steigt Dir in die Nase. Du bist angenehm schläfrig. Um deine Sinne wieder zu beleben, gehst Du in ein Café und bestellst einen thé à la menthe. Das süße Getränke erfrischt Dich.“

An dieser Stelle machte Abu Sir gewöhnlich eine kurze Pause. Seine Zuhörer waren sich meist noch nicht sicher, um welches Land es sich genau handelte.

„Du gehst weiter in die Souks. Dort ist es angenehm kühl und farbig. Bei den Gewürzhändlern stehen große Körbe mit rotem Pfeffer und bei den Wollfärbern hängen Seile in leuchtenden Farben von den Mauern herab. Langsam steigst Du zur Kasbah hinauf. Du lässt deinen Blick über die Dächer der Stadt gleiten, mit ihren Kuppeln, Minaretten und dem Gewirr aus kleinen Gässchen. Von dort oben kannst Du das Meer sehen und die Ruinen des einst mächtigen Karthago. Dir wird bewusst wie alt dieser Ort ist.“

„Siehst Du es vor Dir, das Land aus dem ich stamme?“