Samstag, 19. Juni 2010

groß

























Copyright: Julian Schnabel (Mickey Rourke)

Technische Entwicklungen leben von ihrer Fortsetzung. Was zunächst als eine Vision erscheint, wird irgendwann zur Wirklichkeit. Wir haben unsere Welt digitalisiert und sind heute die Regisseure unserer eigenen Lebensdoku. Doch wie sieht diese Welt aus? Wir schauen wehmütig zurück und stellen fest, dass wir etwas verloren haben. Die Ästhetik! Die Ästhetik des Analogen!

Mit dem analogsten Medium aller Zeiten - dem Polaroid - dokumentierte auch der Künstler und Regisseur Julian Schnabel sein Leben, seine privaten Räume, seine Familie, seine Freunde und auch sich selbst. "Recording" nennt er den visuellen Mitschnitt all der Menschen und Dinge, die ihm wichtig sind. Das NRW-Forum in Düsseldorf zeigt bis zum 11. November 2010 über einhundert großformatiger Sofortbilder. Schnabel verwendete eine 20 x 24 inch Polaroid Kamera auf Rollen aus den den 70er Jahren. Daher das ungewöhnlich große Format 50,8 auf 60,96 cm. Bedauerlicherweise werden für diese Kamera keine Filme mehr produziert!

Neben Lou Reed und den Beastie Boys fotografierte Schnabel auch den Schauspieler Mickey Rourke. Die Portraits dieses verlebten, vernarbten und verletzten Mannes gehören sicherlich zu den eindrucksvollsten Fotografien dieser Ausstellung.

Julian Schnabel selbst ist in erster Linie Künstler, obwohl er einige Male auch eindrucksvoll als Regisseur in Erscheinung getreten ist. 1996 mit "Basquiat" und 2007 mit "Schmetterling und Taucherglocke". Dem Maler Jean-Michel Basquiat widmet übrigens die Fondation Beyeler in Basel aktuell eine umfangreiche Ausstellung.



Mittwoch, 9. Juni 2010

topmodisch


Copyright: Ralf Jürgens - ProSieben.de

Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe das Gefühl, dass seit ein paar Wochen ein modischer Ruck durch Deutschland geht. Genauer gesagt, seit dem Start der neuen Folge GNTM und ganz besonders, seitdem Carrie & Co wieder unterwegs sind.

Es ist eine ganz erstaunliche Entwicklung, die ich auch an mir selbst beobachte. Fühle ich mich mittwochs in Jeans und Turnschuhen noch sauwohl, überkommt mich am Freitag morgen auf einmal der Drang nach hohen Absätzen, Glitzer und Nagellack! Irgendwie laufe ich auch anders. Wahrscheinlich üben wir ihn am Freitag alle ein bisschen, den Chica Walk.

Ich bin mir sicher, auch die aktuellen, politischen Ereignisse tragen dazu bei, dass wir uns verstärkt der Mode zuwenden. Die Staatenkrise, damit einhergehend die Angst vor einer Inflation und um dem noch eins drauf zu setzen, kündigte die Regierung diese Woche einen rigiden Sparkurs an. Am besten man - vielmehr frau - flüchtet sich in Sachwerte und kauft endlich die Manolo Blahnik Schuhe.
Und dann die Ölkrise im Golf von Mexico. Dieser ganze Dreck. Da sehnt mach sich ja geradezu nach etwas reinem, sauberen – einer weißen Bluse von Ann Demeulemeester zum Beispiel.

Auch Samantha, Carrie, Miranda und Charlotte trotzen tapfer der Wirtschaftskrise und erleben das Märchen von tausendundein Paar Schuhen. Zugegeben, politisch korrekt verhalten sich die vier Freundinnen in Abu Dhabi nicht wirklich! Aber die Trends für diesen Sommer sind mal wieder gesetzt!

Mit einem weinenden und einem lachenden Auge verabschiede ich mich heute von dem schillernden Mode-SchnickSchnack, der mich die letzten Wochen begleitet hat! Mein Geldbeutel wird es mir danken. Aber ich blicke zuversichtlich in die Zukunft: wir tauschen einfach den Laufsteg gegen grünen Rasen!

Dienstag, 1. Juni 2010

nasty


Copyright: Moriyama Daido

Streunende Hunde oder wie ich Moriyama Daido für mich entdeckte. Daido ist der Fotograf der Aussen-stehenden, der Verlorenen und der Suchenden. Er selbst ist wie ein streunender Hund, ein Fotograf der Straße. Er streift durch die Städte und fotografiert mit einer kleinen Kompaktkamera. Fast unbemerkt hält er sie in Höhe und fängt im Vorbeigehen bizarre, seltsam intime Momente ein. "I want to take a lot of nasty photos", sagt er. Das Saubere, Gepflegte interessiert ihn nicht. Ich entdeckte ein Plakat mit diesem fiesen, kleinen Straßenhund in einem Antiquariat in Tokyos Stadtviertel Kanda. Auf meine Frage, von wem denn dieses Plakat sei, nannte man mir Moriyama Daido und führte mich in die zweite Etage. In dem abgedunkelten, staubigen Raum lagen in einem Karton zahlreiche Abzüge seiner Bilder.

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